Es gibt nichts falsches im Richtigen...
... oder doch?
Linke, alternative Strukturen fühlten sich für mich oft an wie eine Insel der Seligen in all dieser grauen und und seltsamen Welt. Ein Ort an dem man politisch, künstlerisch oder einfach nur gemeinschaftlich agieren kann, ohne Gefahr zu laufen, dass einem ein Mensch etwas antut oder einen ausnutzt. Doch dieses Gefühl hat, zumindest bei mir, dafür gesorgt, dass man doch wieder blind wird dafür, was an gesellschaftlich oft toleriertem Verhalten in diese Gruppen schwappt. Es hat dazu geführt, dass nicht sein kann was nicht sein darf. Man nicht hinschaut, nicht wahrnimmt, nicht mal bedenkt, dass es schlechtes geben kann.
Und genau das ist zu Tage getreten.
Menschen wurden sexuell übergriffig innerhalb dieser Strukturen, andere haben sie gedeckt, verteidigt und am Ende noch die Betroffenen mit ihrem Verhalten, ihren Aussagen eingeschüchtert.
Es zeigt mir, dass wir uns so sicher gefühlt haben, dass wir die Zeichen nicht wahrnehmen wollten oder konnten. Es zeigt, dass wir es gedanklich einfach ausgeschlossen haben, dass jemand so agiert.
Das ist falsch und schlimm. Und wir sind mit Schuld.
Mir brummt noch der Kopf. Ich bin mit der Situation überfordert. Doch eines ist klar: Wir handeln jetzt. Konsequent und nachhaltig.
Es gibt für dieses Verhalten weder eine Entschuldigung noch Toleranz. Die gibt es niemals, aber um so schlimmer wenn das in diesen Kreisen "passiert", wobei "passiert" ist zu schwach, es kam nicht über uns, es war kein Unwetter, Menschen haben gehandelt. Diese Gruppen sind ein Ort an dem Menschen geschützt agieren können sollten. Das haben wir verloren und müssen wir neu schaffen.
Alle müssen wieder sensibel dafür werden. Augen offen halten und auch andere immer wieder dazu bringen, darüber nachzudenken und es eben nicht zu ignorieren... denn ja, auch ein doofer Spruch ist schon zu viel, er könnte schon zur Legitimation des nächsten werden, wieder einen Schritt weiter zu gehen.
Wir haben eben doch keine Insel der Seligen und was nicht sein darf, kann eben doch leider sein.
Nur wenn wir uns bewusst sind, und konsequent dagegen vorgehen, können wir verhindern, dass Menschen sich überhaupt trauen übergriffig zu werden. Nur wenn alle klar und deutlich ächten, dass Menschen soetwas tun, es nicht tolerieren, schaffen wir wieder unseren geschützten Raum.