Mastodon Was bedeutet "Europa" in Zukunft? | Texte - Christian Neubauer
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Was bedeutet "Europa" in Zukunft?

flag-europe-XL Bildquelle: all-flags-world.com

Diese Frage, oder genauer, was es für einen selbst bedeutet, fliegt so oder ähnlich vor der Europawahl durch die verschiedenen Medien.

Von mir die Kurzfassung zuerst: Mein Europa bedeutet: Frieden, Freiheit, Gemeinschaft.

Historisch gesehen - unabhängig der Kritik des "Wie" die hier 'mal keine Rolle spielt - ist es nun mal ein Fakt, dass die EU und deren Vorläufer dafür gesorgt haben, dass es keine Kriege mehr in Mitteleuropa gab. Die längste Periode seit einer ganzen Weile.

Und das haben wir, Europas Bevölkerung und Politik, geschafft.

Nun gilt es nicht nur, dies mit vor allem Diplomatie und dem Finden und Herausstellen von gemeinsamen Interessen zu erhalten, sondern den begonnenen Emanzipationsprozess weiterzutreiben. Das widerspricht erst einmal keinem Bündnis nach außen. Jedoch haben die Jahre wieder und wieder gezeigt, dass einseitige Abhängigkeiten wieder und wieder zum Problem wurden.

Wir sollen uns nicht abkapseln. Globale Zusammenarbeit ist auch ein Weg unsere Werte nach außen zu tragen. Aber: auf Augenhöhe.

Wir müssen aufhören uns von Rockzipfel zu Rockzipfel zu hangeln und stattdessen weiter daran arbeiten in jeder Beziehung nach außen nie mehr Hebel und Druckmittel zu lassen, als wir auch selbst in der Hand haben. Gleichzeitig nach Unabhängigkeit streben, ohne es ideologisch geprägt zu überstürzen.

Aus den Kinderschuhen sind wir 'raus, nun gilt es die Pubertät zu überstehen und uns zu finden. Gemeinsam. Übereilte Aufnahmen in die EU, schnelle Rohstoffdeals mit Imperialmächten, oder vorauseilendes Gehorsam gegenüber Handelspartnern stehen diesem Finden aber manchmal entgegen.

Ich wünsche mir die EU als Botschafterin des Friedens. Als Vermittlerin in Konflikten und sicheren Hafen für alle. Und eine Politik, die ihren Kurs hält statt hier und dort "Nur zur Sicherheit" (und damit aus Angst internationale Kooperationen zu gefährden) mit dem Wind zu segeln.

Ich wünsche mir die EU als Vorbild für die Welt. Ein Beispiel - gefüllt mit Leben - wie unterschiedliche Kulturen, Regionen und Völker nicht nur nebeneinander, sondern Miteinander existieren und gestalten.

Die Welt ist zu groß für ein kleines Europa. Und Größe kommt von einem geraden Rücken und aufrechten Gang.

"Freiheit" ist vermutlich das am meisten abgenutzte Wort von allen hier. Der Grund: Jede Gruppe oder Partei definiert sie für sich, meinen aber nur bedingt das Gleiche.

Ich bin in ein Europa hinein gewachsen, dessen Grenzen immer offener wurden. Gerade denen, die Zeiten ohne »Reisefreiheit« erlebt haben, ist diese nun wohl ein hohes Gut. Jedoch: Ohne echte Chancengleichheit stirbt die Freiheit. Und Chancengleichheit heißt auch immer diese per Gesetz zu verankern, aber auch ernsthaft daran zu arbeiten. Im Moment driftet die Union genau an diesem Punkt auseinander; und in den Ländern die verschiedenen Schichten.

Zusammenfinden und auch wachsen bedarf aber auch gemeinsamer Erfahrungen, Gespräche und generell Austausch. So sollte wirklich jeder Mensch in Europa die Chance bekommen sich auszutauschen mit den verschiedenen Regionen, Vorstellungen und kulturellen Eigenheiten. Ob in der Heimat oder auf Reisen.

Die bestehenden Programme müssen unbedingt erhalten bleiben, ja sogar ausgebaut und neue geschaffen werden.

Eine gemeinsame Identität - bei Wahrung der Kulturen - bildet man durch Kennenlernen, Kontakt und Austausch. Das beginnt bei den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sollte aber dort nicht enden. Und wenn es der lokale Fußballclub ist, dem ermöglicht wird, in einem entfernten Teil Europas einmal gleichgesinnte Sportfreunde zu besuchen und ein Freundschaftsspiel zu veranstalten. "So wie die Großen" so zu sagen. Denn jedes große Unternehmen, jede große Vereinigung tut das, denn sie wissen, dass sie sonst an Grenzen stoßen.

Das heißt aber auch, die Freiheit derer einzuschränken, die die Andern verdrängen. Wir brauchen dringend eine gemeinsame Steuer- und auch Wirtschaftspolitik. Das gehört eigentlich in das Fundament und wir sind daher schon reichlich spät d'ran.

Eine inner-europäische Konkurrenz, welches Land die schlechtesten Bedingungen für abhängig Beschäftigte und die besten für Profitgeier schafft zerstört das Haus Europa von unten nach oben.

Zuletzt gehört zu einer Gemeinschaft gegenseitige Hilfe in der Not und jedes Vertrauen, dass keine Missgunst aufkommt. Wir müssen anerkennen, dass das Rennen um den besten Platz auf dem Markt Regionen abhängt, sowie Neid, Missgunst und Nationalismus fördert.

Mein Europa, meine EU unterscheidet nicht nach Geburtsort, sondern wertschätzt endlich einmal wieder Arbeit, gute alte Arbeit, statt den größten Ausbeutern den Weg freizumachen, statt Steuerflucht und Finanzjonglage zu fördern.

Mein Europa ist eine Gemeinschaft aus Interessen derer, die darin wohnen. Nicht derer die sich daran Bereichern.

Mein Europa ist Vorbild und Mittler für Frieden, für uns und für die Weltgemeinschaft.

Frieden, Freiheit, Gemeinschaft.